Eines der größten Probleme mit Dieselmotoren heute und der Grund, warum sie so verteufelt werden, nachdem der Dieselgate-Emissionsskandal bekannt wurde, sind Stickoxide, die zusammen als NOx bekannt sind. Dieser Teil der Emissionen wirkt sich deutlich negativ auf die Gesundheit und Lebenserwartung der Menschen aus.
Daher besteht ein relativ starker Druck seitens der multinationalen und regionalen Gesetzgebung, diese Emissionen zu reduzieren, insbesondere in Europa mit Hilfe der Euro-Emissionsnormen. Ein relativ wirksames Instrument zur Reduzierung dieser Emissionen ist SCR, Selective Catalytic Reduction.
Der SCR-Katalysator ist Teil des Auspuffrohrs und wird während der Fahrt mit einer Harnstofflösung, die als AdBlue verkauft wird, eingespritzt. Dadurch werden Stickoxide weiter in harmlose Elemente und Verbindungen zerlegt. Aber SCR hat bei niedrigeren Abgastemperaturen keinen guten Wirkungsgrad.
ACCT funktioniert auch bei Temperaturen, die für aktuelle SCR zu niedrig sind
Das neue System mit der Bezeichnung ACCT (Ammonia Creation and Conversion Technology) löst dieses Problem, so seine Entwickler. Es wurde in den letzten zwei Jahren von einem Team unter der Leitung von Professor Graham Hagrave und dem Forscher Jonathan Wilson von der Loughborough University in Großbritannien entwickelt und verfeinert.
Foto: Martin Zemlicka, Novinky
Skoda Superb Grüne Linie
Das System funktioniert nach dem Prinzip, dass es die handelsübliche AdBlue-Lösung in eine spezielle „ACCT-Flüssigkeit“ umwandelt, die deutlich reicher an Ammoniak ist. Und das unter sorgfältig kontrollierten Bedingungen in einer Kammer, die Teil der Abgasanlage des Autos ist.
Die ACCT-Flüssigkeit wird dann in den SCR-Katalysator eingespritzt, wo sie mithilfe von Ammoniak Stickoxide in Stickstoff und Wasser „zerlegt“, die das Auto dann in die Atmosphäre abgibt. Ein wesentlicher Unterschied zwischen den heute verwendeten ACCT- und SCR-Systemen besteht darin, dass das ACCT auch bei niedrigen Abgastemperaturen mit hoher Effizienz arbeiten kann.
Der Verkehrsunterschied in der Stadt ist enorm
Das Hochschulteam hat bereits mehrere Tests unter realen Bedingungen durchgeführt. Er rüstete ein Škoda-Taxi, das durch die Stadt fuhr, mit dem System aus. Die Ergebnisse zeigten, dass das ACCT bei einem solchen Betrieb 98 % der Stickoxide im Abgassystem einfangen kann, während dasselbe Auto mit herkömmlichen Systemen zur Erfüllung der Euro-6-Norm nur mit 60 % NOx nicht zurechtkommt.
Experten, die mit der Entwicklung vertraut sind, sprechen inzwischen von „near-zero emissions diesels“ und bezeichnen das ACCT als einen größeren Durchbruch als die Erfindung des Common-Rail-Einspritzsystems. Nahezu alle Dieselmotoren sind seit vielen Jahren damit ausgestattet.
Die Loughborough University sucht nun nach einem Partner, um die Entwicklung abzuschließen und ihre Erfindung für den Einsatz in Diesel-Pkw und -Lkw vorzubereiten. Mit den richtigen Partnern könnte dieses neue Produkt innerhalb von zwei Jahren auf den Markt kommen.