Die Zeitung Die Welt ist überzeugt, dass sich Tschechien mit den Wahlen Ländern wie Polen und Ungarn angenähert hat. „So entsteht in Mitteleuropa ein Block ‚illiberaler Demokratien‘. Es besteht die Gefahr, dass die Ausnahme Osteuropas zur Herrschaft Osteuropas wird. Das gilt nicht nur für Russland und die Türkei: Demokratische Wahlen garantieren nicht automatisch Demokratie.“ , sie könnten auch dazu dienen, die Gewaltenteilung und den Rechtsstaat zu beschädigen oder ganz aufzuheben, wären für die Europäische Union unergründlich“, sagt Die Welt.
„Der Erfolg von (dem Anführer der ANO-Bewegung Andrej) Babiš muss ein weiteres alarmierendes Signal für alle sein, die sich Sorgen um die Stabilität der Demokratien in Europa machen“, schreibt die Frankfurter Rundschau. Ihm zufolge müssen sich Konservative und Sozialdemokraten in vielen Ländern fragen, warum die Kommunikation zwischen ihnen und den Wählern gestört ist.
„Andrej Babiš präsentierte sich im Wahlkampf nicht nur als Kritiker der Flüchtlingspolitik von Angela Merkel und als Gegner der europäischen Integration. Babiš profitierte auch vom Misstrauen der Menschen gegenüber etablierten Parteien“, so die Frankfurter Zeitung. „Dass jemand, der selbst des europäischen Subventionsbetrugs verdächtigt wird, es in eigener Person geschafft hat, erscheint uns wie ein absurder Scherz“, ist er überzeugt.
„Viele Tschechen interessierte es nicht, dass auch der neue designierte Regierungschef Andrej Babiš mit europäischem Geld betrügen sollte“, erklärt die DDR-Zeitung Volksstimme. „Sie hoffen auf einen starken Regierungschef, der weiß, wie man mit Geld umgeht, Migranten von ihnen fernhält und Korruption ausrottet. Dass es wenig mit Machtverteilung zu tun hat – na und? Modelle des Autoritarismus von Regierungen sind auf dem Vormarsch auf der ganzen Welt”, stellt die Zeitung fest, wonach die Tschechen bei den Wahlen einen Stuhl vor die Tür des bestehenden Parteienkonglomerats gestellt haben.
„Der Sieg von Andrej Babiš in Tschechien weist auf ein Muster hin, das sich bereits beim Brexit oder der Wahl von (Donald) Trump abzeichnete. Die Abneigung gegen die Bestechlichkeit der politischen Klasse gepaart mit dem Wunsch nach einem starken Mann“, schreibt die Landeszeitung entsprechend denen populistische Parolen nicht der Realität entsprechen sollten.
Das sieht auch die Nordwest-Zeitung so, wonach die Europäer mit ihrer politischen Vertretung unzufrieden sind. „Gerade diese Tatsache macht es relativ einfach, Wähler von Neuankömmlingen zu überzeugen, die mit klaren und manchmal einfachen und populistischen Botschaften ankommen. Der Erfolg scheint vor allem durch drei Themen gesichert zu sein: eine europakritische Haltung, ein harter Umgang mit Flüchtlingen, die Kampf gegen die verstopften politischen Strukturen“, ist die Zeitung überzeugt.