Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen hält die Ausweitung des Atomkraftwerksbetriebs für Deutschland nicht für den richtigen Weg.
Auch der sozialdemokratische Bundeskanzler Olaf Scholz will die Atomkraftwerke nicht in Betrieb halten. Doch nun will Finanzminister und Regierungschef der FDP, Christian Lindner, dieses Thema neu aufrollen.
Bis Ende 2022 sollen die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden.
In Betrieb sind die Kraftwerke Isar 2 in Bayern, das Kernkraftwerk Emsland in Niedersachsen und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg.
Im ersten Quartal dieses Jahres produzierten diese Kraftwerke 6 % des Stroms, schreibt der Server.
Befürworter einer Verlängerung der Laufzeit von Kernkraftwerken weisen darauf hin, dass diese Entscheidung zur Lösung der Gaskrise beitragen würde.
Im Gegenteil, der Chef der Bundesnetzagentur Klaus Müller beteuert, dass die Ausweitung des Betriebs deutscher Atomkraftwerke nicht zur Lösung der Gaskrise beitragen wird.
Kernkraftwerke liefern nur Strom, aber keine Wärme und können daher fehlende Gasreserven nicht ersetzen.
Experten gehen davon aus, dass Russland den Betrieb von Nord Stream 1 wahrscheinlich nicht vollständig wieder aufnehmen wird
Wirtschaft
„Deutschland hat ein Problem mit Gas, mit der Wärmeerzeugung. Gas ist ein Grundstoff für die Industrie, da helfen uns Atomkraftwerke überhaupt nicht“, sagte Müller.
Laut Server haben beide Seiten recht, es kommt nur auf die Sichtweise an. Derzeit werden 13 % des deutschen Stroms aus Gaskraftwerken und 6 % aus Kernkraftwerken erzeugt.
Wenn die Kernkraftwerke Ende des Jahres den Betrieb einstellen, muss diese Lücke durch Energie ersetzt werden, die aus anderen Quellen erzeugt wird – Kohle, Gas oder erneuerbare Energiequellen.
Bei einem Weiterbetrieb der Kernkraftwerke müsste dieser Teil des Stroms nicht ersetzt werden.
„Drei Kernkraftwerke haben im vergangenen Jahr 33 Terawattstunden Strom produziert. Würde man ihn in Gas umwandeln, könnte man damit etwa drei Millionen Einfamilienhäuser heizen“, sagt Nuklearingenieur Thomas Walter Tromm vom Karlsruher Institut für Technologie.
Die Strommenge, die Kernkraftwerke bei Weiterbetrieb liefern würden, hängt davon ab, wie viel Strom die verbleibenden Brennstäbe erzeugen können und wann neue Brennstäbe angeschafft werden könnten.
Warten Sie auf den Winter in Griechenland, hier frieren Sie nicht, fordern griechische Politiker die Deutschen auf
Europa
Laut Kernphysiker Clemens Walther vom Institut für Radioökologie der Leibniz Universität Hannover ist eine Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken möglich.
„Die für den Dauerbetrieb benötigten Brennstoffzellen würden bis Sommer 2023 zur Verfügung stehen, bis dahin wäre ein verlängerter Betrieb möglich und die Anlagen könnten zu etwa 80 Prozent ausgelastet bleiben“, erklärt er.
Die größten Länder, die 2020 Uran nach Deutschland exportierten, waren Kanada mit 62 % und die Niederlande mit 38 %. Allerdings stammen rund 20 % des in der EU verwendeten Urans aus Russland.
Diese Zahl hat die Euratom-Versorgungsagentur (ESA) im Jahr 2020 veröffentlicht. Mehr als 19 % des EU-Urans stammen aus Kasachstan.
Eurokommissar rät Deutschen, Kern nicht zu verlassen
Wirtschaft
Gegner weisen darauf hin, dass die Betreiber des Kraftwerks alle zehn Jahre eine sogenannte regelmäßige Sicherheitsüberprüfung durchführen müssen. Aufgrund des Abschalttermins 2022 wurden 2019 keine Inspektionen durchgeführt.
Aber Experten sagen, das bedeutet nicht, dass Kernkraftwerke deshalb gefährlich sind.
„Zwischen zwei Sicherheitschecks werden Revisionen durchgeführt, die mit dem Austausch bestimmter Brennstoffzellen einhergehen. Ein Dauerbetrieb der Systeme über mehrere Monate stellt kein Sicherheitsrisiko dar“, sagt Experte Tromm.
Der deutsche Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) will die Laufzeit von Atomkraftwerken verlängern.
Obwohl die Konservativen auch die Produktion aus Atomkraft beenden wollten, müssten diese Anlagen derzeit erhalten bleiben, damit das Gas nicht für die Energieerzeugung verbraucht werde.