Mehr als 5.800 Windkraftanlagen sind mittlerweile nicht mehr fernsteuer- und steuerbar. Im Falle eines Problems sollten Serviceteams zu jedem von ihnen geschickt werden. Der Beginn des Stromausfalls fällt mit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine zusammen.
Die Fernverwaltung und -wartung tausender Windparks in Deutschland ist derzeit unterbrochen. Im Pannenfall müssen die Teams die einzelnen Anlagen besichtigen. Die massive Störung der europäischen Satellitenverbindung schränkt den Betrieb tausender Windkraftanlagen in Mitteleuropa ein. Das bestätigte der große deutsche Windkraftanlagenhersteller Enercon am Montag gegenüber dem Handelsblatt.
Wie 5 Temelins
Es geht um die Fernüberwachung und -steuerung von 5.800 Anlagen mit einer Gesamtleistung von elf Gigawatt. Das entspricht etwa der fünffachen Produktion der Blöcke des Kernkraftwerks Temelín. Ob Drittsysteme betroffen sind, ist noch unklar.
Windparks stehen oft an Orten, an denen eine Satellitenverbindung der einzig mögliche Weg ist. Foto: Pixabay
Da es sich bei den Systemen um kritische Infrastruktur handelt, meldete Enercon den Vorfall dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Das Unternehmen stehe in engem Kontakt mit den Behörden. Das bestätigte ein BSI-Sprecher: „Wir sind informiert, stehen in Kontakt mit dem Bundesnetzamt und versuchen die Lage einzuschätzen.“
Enercon sagte, die Systeme seien noch in Betrieb und es bestehe derzeit keine Gefahr. Sie laufen im automatischen Modus, bis das Problem behoben ist, und sollten sich selbst regulieren. Sie können jedoch nicht zum Ausgleich der Netzwerkleistung verwendet werden. Bei starkem Wind würden die Anlagen automatisch abgeschaltet. Ein Fernzugriff ist jedoch nicht mehr möglich, sodass der Anlagenhersteller Aurich im Störungsfall sein Servicepersonal zur Überprüfung einzelner Anlagen schicken muss. Das Unternehmen arbeitet aktiv an der Beseitigung des Problems.
– Ein großer Piratenangriff auf Windturbinen ist im Gange. In Geräten mit Satellitenanschluss wurde Firmware installiert, die die Router von etwa 3000 Turbinen blockierte. Sie können nicht kontrolliert oder reguliert werden. Der Angriff auf den Euroskypark fand am 24. Februar nach 5 Uhr morgens statt, als Russlands Angriff auf die Ukraine begann
-Patrick Zandl 🇺🇦 (@tangero) 28. Februar 2022
Der Ausfall des Satelliteninternets in Europa ist die Wurzel der Probleme
Das hat der Bundesverband WindEnergie erklärt Die Systemprobleme wurden durch einen Ausfall des KA-SAT-Netzes verursacht. Das KA-SAT-Netz bietet Internet via Satellit für Europa und den Mittelmeerraum. Das ist für Betreiber von Windenergieanlagen interessant, da ihre Windenergieanlagen oft in Gebieten ohne Highspeed-Internet stehen. “Es ist wichtig zu betonen, dass Windkraftanlagen ohne Internet funktionieren,Darauf weist der Sprecher des Vereins hin.
Nur der Euroskypark-Lieferant ist vom Zusammenbruch des Satellitennetzes betroffen. Das Saarbrücker Unternehmen bietet Konnektivität für industrielle Anwendungen und kritische Infrastrukturen.
Die genaue Ursache für die Störung des Satellitennetzes am vergangenen Donnerstag ist noch nicht bekannt. Die Kommunikationsdienste fielen jedoch fast gleichzeitig mit der russischen Invasion in der Ukraine aus. Rund 30.000 Satellitenterminals in ganz Europa sind betroffendie von verschiedenen Branchen verwendet werden.
Aufgrund von Kabelinternetausfällen hat Starlink Elona Muska Starlink Internet in der Ukraine aktiviert. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Starlink
Experten sehen drei mögliche Ursachen für die Probleme: Das häufigste Szenario ist, dass die Verbindung möglicherweise durch einen Cyberangriff kompromittiert wurde. Deutsche Sicherheitsbehörden warnen seit mehreren Wochen vor solchen Anschlägen im Zusammenhang mit dem russisch-ukrainischen Konflikt.
Zweitens sind auch elektronische Eingriffe möglich, beispielsweise durch Methoden der elektronischen Kriegsführung. In einem solchen Fall wird die Verbindung absichtlich durch Antennen unterbrochen, an denen russische Streitkräfte auf Spezialfahrzeugen stationiert sind.
Der Ausfall hätte zur Zerstörung von Bodenstationen führen können
Experten sehen die dritte Möglichkeit darin, dass es in der Ukraine wichtige Bodenstationen geben könnte, die bei einem Raketenangriff zerstört worden sein könnten. Die heutigen Satelliten kann man sich als große Spiegel vorstellen. Das Internetsignal wird von einer Bodenstation zu einem großen Satelliten im geostationären Orbit übertragen, der das Signal nach unten reflektiert. Bei einer Störung der Bodenstation können keine Satellitendaten mehr empfangen werden.
Das deutsche BSI hat das Nationale Krisenreaktionszentrum bereits aktiviert. Zuletzt hatte die Behörde am Freitag vor einer „erhöhten Bedrohung Deutschlands“ gewarnt. Der Tscheche hat wiederholt vor der Zunahme von Cyber-Bedrohungen in Tschechien gewarnt NUKIB.